KEFA: Entstehung eines unkonventionellen Start-ups
Der Glaube an das Projekt: das einzig Gewisse im Ungewissen

Was war zuerst da: die Uhr oder die Firma, die sie herstellt? Mit dieser Frage lässt sich die Geschichte von KEFA zusammenfassen, die Gründer Carmelo Caruso und Gianluigi di Lorenzo begeistert erzählen.
Die Geschichte von KEFA ist die Geschichte eines unkonventionellen Start-ups. Eines Unternehmens, das sich aus vielen Gründen von allen anderen unterscheidet.
Worin? Zuallererst darin, dass die Gründer keine Unternehmer waren. Als sie ihr Projekt ins Leben riefen, arbeiteten Carmelo und Gianluigi als Staatsfunktionäre am Verkehrsministerium in Rom. Dieser Tätigkeit gehen sie zum Teil nach wie vor nach. Als Beamte führten sie ein wohlhabendes Leben. Allerdings auch ein unbefriedigendes. Sie hatten keine Chance, beruflich weiter zu kommen, noch konnten sie sich mit ihrer Arbeit wirklich identifizieren. Sie hatten Träume, die sie als einfache Staatsdiener nicht verwirklichen konnten. Sie wollten endlich ihrer Kreativität freien Lauf lassen und etwas Eigenes schaffen, etwas, das lange hält, etwas Einziges und Wertvolles. Sie wollten etwas mehr, etwas für sich und für die anderen.
Ein Start-up gründen, das sich für seine Werte und nicht für sein Wert unterscheidet.
Ein unkonventionelles Start-up, das nicht den Profit, sondern seine Firmenkultur in den Fokus stellt, das sich für die Werte unterscheidet, die es vermittelt und weiß, dass sie von vielen geteilt werden.
Dann war es also die Uhr, die zuerst da war. Der Wunsch, einen ganz besonderen Gegenstand zu kreieren, bestand schon vor der Gründung. Eine Uhr wie keine andere: das wollten die Gründer. Somit bestand die Positionierungsstrategie paradoxerweise schon lange vor der Gründung. Damals hatte die Firma noch keinen Namen und kein Logo. Mit der Produktion der Uhr hatte es auch noch nicht begonnen. Was jedoch den Gründern sofort klar wurde, war, dass ihre Uhr etwas ganz Anderes hätte besitzen müssen, etwas, womit sie die Konkurrenz der etablierten Luxusuhrenherstellern aussticht. Aber worin hätte sich ihre Uhr von den anderen Marken unterscheiden sollen? Das fragten sich die Gründer.
Ein erst gegründetes Unternehmen mit einem kleinen Budget hätte den luxuriösen Modellen der Konkurrenz niemals standhalten können, wenn es ein ähnliches Produkt verkauft hätte. Deshalb wollten die Gründer keine Uhr von großem Wert, sondern eine, die große Werte vermittelt. So entstand die Idee für „die Uhr des Papstes“. Den Namen Petrus erfand Carmelos jugendlicher Sohn, als er und sein Vater zusammen über die Uhr sprachen. Seitdem tickt die Uhr von KEFA, eine Sekunde nach der anderen.
Das Projekt mit der „Uhr des Papstes“ wächst und wird größer.
Die Idee von Carmelos Sohn, entstanden aus der Fantasie eines Jugendlichen, in ein großes Projekt umzusetzen, war nun der nächste Schritt. Von der Uhr des Papstes, die noch ein Projekt war, wovon Carmelo und der zukünftige Mitgründer Gianluigi träumten, wurden zunächst nur wenige Exemplare angefertigt. Auf der Uhr waren Embleme abgebildet, die von Papst Franziskus und den Werten des Vatikans inspiriert sind. Damit wollte die Uhr die Kraft einer tausendjährigen Geschichte und höhere Werte in sich tragen, die von mehr als einer Milliarde Gläubigen auf der Welt geteilt werden.
Dabei stand nicht das Produkt selbst im Fokus, sondern die Kundinnen und Kunden, also die Zielnische, an die es gerichtet ist. Das war das einzige, was damals fest stand. Ab hier wurde es zunächst schwieriger. Die Begeisterung nach der Gründung der KEFA am 11. Februar 2019 wurde nämlich bereits zu Beginn des folgenden Jahres von der Pandemie und dem ersten Lockdown abgebremst.
Die Angst vor dem Ungewissen, der Glaube an das Projekt.
Schon lange vor dem internationalen Gesundheitsnotstand war es aber die wirtschaftliche Unsicherheit des Geschäftsprojekts, die den zwei Gründern die größten Ängste machte. Denn der Erfolg des Projekts hing komplett von der Genehmigung des Vatikans für die Nutzung der Wappen des Heiligen Stuhls und des Papstes ab. Einer Genehmigung, die notwendig war und lange auf sich warten ließ. Hinzu kam für das junge Start-up die Notwendigkeit, das Budget mit neuen Geldern wieder aufzufüllen. Um die notwendigen finanziellen Mittel zu sammeln verließen sich die Gründer auf das Vertrauen des Vatikans in den Erfolg des Projekts. Vom Vertrag mit dem Heiligen Stuhl für die exklusive Nutzung der päpstlichen Wappen hätte das Projekt wesentlich an Glaubwürdigkeit gewonnen. Für die Gründer wäre es in der Folge viel einfacher gewesen, ein Kredit von einer Bank zu bekommen, um es zu finanzieren. Die Genehmigung des Vatikans war zu diesem Zeitpunkt jedoch alles Andere als selbstverständlich. In der Tat dauerte es weitere zehn Monate, bis der Heilige Stuhl die Nutzung seiner Wappen zustimmte.
Die exklusive Lizenz des Vatikans zu erhalten war die größte Herausforderung.
Ein Jahr nach der Gründung konnte das Projekt noch nicht wirklich starten. Von der ersten Ablehnung des Vatikans ließen sich die zwei Gründer aber nicht verunsichern, sondern ihr unerschütterlicher Glaube an das Projekt KEFA war davon unberührt und genauso stark wie am ersten Tag. Obwohl sie keine Berechtigung hatten, finanzierten die Gründer das Projekt mit ihrem eigenen Kapital und herstellten drei Versuchsexemplare der Uhr. Damit klopften sie wieder an die Tür des Vatikans und stellten einen neuen Antrag um die Lizenz. Diesmal aber konnten sie dem Heiligen Stuhl ihr Projekt etwas konkreter vorstellen, denn sie konnten ja nicht nur eine Skizze von der Uhr zeigen, sondern die ersten drei Exemplare lagen vor. Nun mussten die Gründer wieder warten und hoffen, dass der Vatikan ihr Projekt bejahen würde. Wieder hing der Traum zweier einfacher Staatsfunktionäre von der Entscheidung des Heiligen Stuhls ab.
Der Bescheid kam erst im Januar 2020: Der Vatikan konnte sich vom Projekt überzeugen und nicht nur seine kommerzielle Perspektive einsehen, sondern auch seine solidarische Zielsetzung, welche darin bestand, dass die Gründer einen Teil der Gewinne an den Vatikan entrichten müssen. Somit genehmigte der Heilige Stuhl die Nutzung der Wappen durch KEFA. Einerseits waren die Gründer erleichtert, weil sie nun endlich mit der Produktion von Petrus beginnen konnten, andererseits aber machten sie sich Sorgen wegen des Budgets ihres Start-ups, das fast vollständig erschöpft war. Der Ausbruch der Pandemie und der erste Lockdown machten die Dinge noch schlimmer. Messen und Events wurden durchgestrichen und damit die Möglichkeit, die Uhr zu bewerben. Auch die Produktion der Uhr wurde aufgrund der Maßnahmen der Regierung eingestellt.
Ein Start-up zu Coronazeiten gründen: wie KEFA trotz der Pandemie blühen konnte.
Die zwei Gründer ließen sich nicht von der Pandemie überwältigen. Im Gegenteil, sie reagierten mit einer noch mutigerer Entscheidung als wie sie die Uhr ohne die Lizenz des Heiligen Stuhls produzierten. Es war der 19. März 2020. Ganz Italien befand sich im Lockdown und niemand wusste, wie sich die Pandemie hätte weiterentwickelt. Carmelo und Gianluigi beschlossen, die Herstellung der ersten 200 Exemplaren der Uhr Petrus selbst zu finanzieren.
Ein vielleicht unbedachter Schritt, den sie unbewusst auch bei der späteren Marketingsstrategie machten. Um die Uhr Petrus zu bewerben, gab es zunächst keine wirkliche Strategie, sondern die Gründer verließen sich auf ihre direkten Kontakte und einzelne Privatpersonen, die Interesse am Projekt gezeigt hatten und es unterstützten, indem sie es auf Fachzeitschriften auch im Ausland bekannt machten. Eine strukturierte Kommunikation zur Bewerbung des Produkts entstand erst im Mai 2020, als die Website online gestellt wurde. Damit wurde eine Webagentur beauftragt.
Die Website schien sofort zu fruchten, denn kurze Zeit nach ihrer Veröffentlichung kam die erste Bestellung von 5 Exemplaren der Uhr. Der Käufer war zwar ein direkter Kontakt der Gründer, dennoch erwies sich die Website als entscheidend, um ihn zum Kauf zu animieren. Eigentlich handelte es sich hier um eine Vorbestellung, da die Produktion der Uhren damals noch nicht fertig war. Doch dank dieser ersten Bestellung verstärkte sich der Glaube der zwei Gründer an das Projekt, was KEFA den Anlass für weitere Investitionen in digitale Kommunikation bat, die einzig sinnvolle Kommunikationsform während einer Pandemie. Als Nächstes kamen der Onlineshop, ein regelmäßig veröffentlichter Newsletter, die Gründung eines exklusiven Clubs für alle Besitzerinnen und Besitzer der Uhr und die Konzeption eines Blogs für alle Interessentinnen und Interessenten. Eine Strategie also, die am Ende gefruchtet hat und vom Anstieg der Onlinekäufe durch die Pandemie profitiert hat.
Nur die Zeit wird zeigen, ob KEFA Erfolg haben wird.
KEFA erlebt heute ein starkes Wachstum. Das unkonventionelle Start-up hat die Ungewissheit und die Naivität seiner Anfänge überstanden und konnte an Struktur gewinnen. Das Unternehmen kommuniziert heute strukturierter und definierter und ist offen für andere Projekte in der Branche der Luxusuhrenherstellung. Es gab in seinem noch jungen Leben Höhen und Tiefen, Momente in denen sein Erfolg in Frage war und glückliche Ereignisse, die ihn gerettet haben.
Heute erfreut sich die erste Kreation von KEFA, die Uhr Petrus, schon zahlreicher stolzer Besitzerinnen und Besitzer auf der ganzen Welt und eines Online-Schaufensters, wo sie von all jenen, die die Werte teilen, die sie vermittelt, kaufen können.
Nur die Zeit wird zeigen, ob und wann die Geschichte von KEFA einen Ende haben wird. Bis dahin wird die Uhr weiter ticken.